Karl Ewald

Tips zum Rechnerkauf

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Vorab ein Hinweis: Informationen über Computer veralten schnell, denn die Entwicklung ist ist im vollem Gange. Es gibt nichts besseres, als sich aufgrund guter Fachzeitschriften auf dem Laufenden zu halten, und ich kann hier nur die c't wärmstens empfehlen, da ich sie für die mit Abstand beste deutsche Computerzeitschrift halte.

Ich veröffentliche hier einen Text, den ich für meine Kunden und Interessenten verfaßt habe. Die hier dargestellten Entscheidungen beziehen sich auf den Kauf von PCs (also intel-basierten Systemen, früher auch als IBM-Kompatible bezeichnet, als IBM noch Standards in diesem Markt gesetzt hat), da ich mit diesen handle. Natürlich gibt es auch eine Reihe anderer Computer, die ebenfalls eine sinnvolle Option darstellen können. Allerdings ist wohl kaum ein Markt so groß und unübersichtlich als eben gerade der PC-Markt.


Sehr geehrter Kunde,

Dieses Dokument soll Ihnen eine bessere Entscheidungsgrundlage für Ihren Computerkauf geben. Ich habe einige Überlegungen, die bei den meisten Kunden auftreten hier zusammengeschrieben, um Ihnen etwas an die Hand zu geben (und mir die Wiederholung des immer gleichen Sermons zu ersparen).

Vorab: Woraus besteht der Computer?

Ein PC ist ein in hohem Maße modulares System. Bereits eine Minimalkonfiguration besteht aus einer Reihe von einzelteilen. Dies ermöglicht es, bei relativ geringem Gesamtpreis eine riesige Zahl von individuell verschiedenen Computern aus eine kleineren Menge von Einzelteilen zusammenzustellen. Hier ist meine eigentliche Funktion: Als Händler diskutiere ich mit Ihnen die Auswahl der einzelnen Komponenten und baue sie danach zu einem Gesamtsystem zusammen.

Es ist durchaus sinnvoll und auch üblich, einen Computer im Laufe seiner Lebensdauer auf- oder umzurüsten. Daher sollte man bereits beim Kauf überlegen, welche Komponenten dauerhafter sind und bei welchen ein späterer Austausch in Frage kommt. In kurzlebige Komponenten sollte man nicht zu viel investieren, bzw. den Wiederverkaufswert (der aufgrund der technischen Entwicklung natürlich recht gering ausfallen wird) ein wenig einschätzen.



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|Komponente      Preislage notwendig? erweiterbar?|
|Motherboard      200--400     JA          --     |
|Grafikkarte      100--900     JA          --     |
|Monitor         500--2000     JA          --     |
|Gehäuse           90--300     JA          --     |
|Prozessor       230--1250     JA          --     |
|Speicher         250--950     JA          JA     |
|Festplatte      350--2500     JA          JA     |
|Soundkarte        75--300     --      teilweise  |
|Tastatur          25--150     JA          --     |
|Maus               20--75     JA          --     |
|SCSI-Controller  100--500     --          --     |
|Streamer        200--1600     --          --     |
|Drucker         500--1500  meistens       --     |
|MO-Laufwerk     800--1300     --          --     |
|Scanner                       --          --     |
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Bestimmte Veränderungen erfordern auch keinen Austausch: wenn beispielsweise die Festplatte aus allen Nähten platzt, so braucht man sie nicht ersetzen; vielmehr wird man eine zweite Platte zusätzlich einbauen. Das gleiche gilt für Speicher. Andere Komponenten dagegen -- wie Motherboard, Grafikkarte, Monitor -- kann man nur ersetzen. Hier ist es also vielleicht eher gerechtfertigt, gleich eine Alternative auszuwählen, die auf lange Sicht hin den Anforderungen zu genügen verspricht.

Manche Komponenten sind zur Funktion des Computers nicht erforderlich und können praktisch ohne Mehraufwand erst später dazugekauft werden, wenn sich eine Notwendigkeit dafür abzeichnet. Dies gilt neben externen Geräten wie Scanner, Drucker, Modem auch für Einbaukomponenten wie Soundkarte, Streamer, Wechselplatte, SCSI-Schnittstelle.

Gehäuse

Im Gegensatz zu früher ist der Desktop (also die liegende Gehäuseform) nicht mehr so gebräuchlich. Die heute üblichen größeren Monitore erfordern es nicht, durch den Computer "aufgebockt" zu werden; im Gegenteil hat sich gezeigt, daß ein direkt auf dem Tisch stehender Monitor ergonomischer ist (weniger Kopfbewegung zwischen Schriftstücken und Tastatur auf dem Tisch einerseits und Monitor audererseits).

Die gebräuchlichen Gehäuseformen sind heute Mini-Tower und Big-Tower. Beides sind aufrecht stehende Gehäuse, bei denen das Motherboard auf der von vorne betrachtet rechten Seite senkrecht eingebaut wird (und zwar im unteren Bereich).

Der Mini-Tower verfügt über zwei kleine (3.5'') und zwei große (5.25'') Einbauschächte für Laufwerke und dergleichen, sowie ein bis drei verdeckte Plätze für Festplatten. Der Big-Tower verfügt über fünf bis sechs große und zwei kleine offene Schächte und noch drei kleine Einbauplätze für Festplatten.

Große Einbauschächte werden benötigt für:

Ein kleiner Einbauschacht reicht für:

Man kann kleine Geräte mittels eines Einbaurahmens immer auch in einen großen Schacht einbauen.

Neben den Laufwerksschächten gibt es einen weiteren Unterschied: obwohl auch Minitower die sechs bis acht Steckplätze eines Motherboards unterstützen, kann es sein, daß in den oberen Slots keine langen Karten eingesetzt werden können, weil die Laufwerksschächte im Weg sind. Der "Unterkörper" eines Mini-Tower ist nämlich viel kleiner, d.h. die Laufwerke befinden sich bereits sehr weit unten und liegen daher teilweise schon auf Höhe der Motherboard-Steckplätze. Aufgrund der inneren Enge ist ein Mini-Tower nicht so wartungsfreundlich.

Eine Zwischengröse stellt der Midi-Tower dar, wobei da die Definitionen auseinandergehen. Manche meinen damit einen geringfügig höheren Minitower (mit einem dritten großen Laufwerksschacht), andere einen abgesägten Big-Tower (mit drei statt sechs großen Laufwerksplätzen). Der Unterschied liegt im oben erwähnten "Unterkörper". Ich nenne die größere Variante der Eindeutigkeitz halber "Middle-Tower", und empfehle sie durchaus.

Motherboard

Das Motherboard wird in den meisten Fällen einige Zeit überdauern. Es ist daher sinnvoll, darauf zu achten, daß später eine schnellere CPU eingesetzt werden kann. Ich verwende gerne das Asus T2P4 Motherboard mit 512kB pipeline-burst Cache und Intel HX-Chipsatz. Es kann Pentium-CPUs bis 200MHz, sowie die aktuellen Cyrix und AMD Prozessoren aufnehmen. Leider verfügt es nur über zwei RAM-Bänke (mit je zwei Sockeln), aber das ist bei den meisten Boards der Fall. Die wichigsten Schnittstellen sind in guter Qualität auf dem Motherboard realisiert: 2 Busmaster EIDE-Schnittstellen, Floppy, 2 serielle mit FIFO (16550 kompatibel), 1 parallele (ECP/EPP fähig). Statt einer der seriellen kann auch eine IR-Schnittstelle angeschlossen werden.

(Wer spielen will, kauft meistens eine Soundkarte. Diese besitzt eine Game-Schnittstelle, so dass deren Fehlen auf dem Motherboard nicht stört.)

CPU, RAM

Momentan ist ein Prozessor der Pentium-Klasse die einzig vernünftige Alternative für die meisten Anwender. Hier hat der AMD K5-PR133 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Er ist auch relativ billig, so daß der Verlust bei einem späteren Upgrade gering bleibt, aer oft wird sich keine Notwendigkeit für einen Upgrade ergeben. Die Cyrix-Prozessoren verfügen über schlechte Floating-Point und 32-bit-Leistung und nur der sogenannte P166+ hat eine Vernünftige externe Taktrate.

Pentium-Prozessoren gibt es mit einer Reihe verschiedener Taktraten. Ich bin der Meinung, daß es sich für die wenigsten Leute lohnt, heute etwas schnelleres als einen P(R)133 zu kaufen. Die P120/150/180 laufen extern nur mit 60MHz (gegenüber 66MHz beim P133/166/200), so daß die Leistungssteigerung gedämpft ausfällt. Die P166 ist meiner Meinung nach noch zu teuer. MMX wird nur von bestimmten Anwendungen unterstützt und rechtfertigt im allgemeinen nicht den Mehrpreis.

Beim Speicher sollte man auf keinen Fall sparen. 32MB sind das Minimum für jeden Windows- oder OS/2-Nutzer sowie für Linux. Bei späteren Speicherupgrades ist zu bedenken, daß das Mothebroard nur zwei Bänke unterst¨tzt, so daß es sinnvoll sein kann, das eigene RAM zu verkaufen und durch neue, größere Module zu ersetzen.

Bei der RAM-Größe sollte man bedenken, daß beim Swapping (bzw. Paging -- dem Auslagern nicht benötigter Programmteile während der Laufzeit, wenn nicht genug RAM zur Verfügung steht) die Systemleistung um den Faktor 10 bis 100 heruntergeht! Das ist durch keinen nochsoschnellen Prozessor oder Grafikkarte, Festplatte wettzumachen!

Der momentan gängige und auch vernünftigste Speichertyp ist 60ns EDO ohne Parity. EDO ermöglicht bei den aktuellen Boards schnellere Zugriffe, 60ns ist ohnehin Standard, und Parity ist meiner Meinung nach die deutlichen Mehrkosten nicht wert.

Festplatte

Es gibt zwei Anschlußtechniken: EIDE und SCSI. EIDE ist eine mehrfach weiterentwickelte Version des früheren AT-Bus Standards. An eine EIDE-Schnittstelle können ein oder zwei Geräte angeschlossen werden, wobei das erste als "Master" und das zweite als "Slave" bezeichnet werden. Neben Festplatten können CD-ROM Laufwerke, bestimmte Wechselplatten sowie bestimmte Streamer angeschlossen werden. Die Zusammenarbeit bestimmter Geräte und der dafür erforderlichen Treiber kann nicht immer zuverläßig vorhergesagt werden. Bei gleichzeitigem Zugriff auf mehrere Geräte (z.B. Laden einer Datei von Festplatte, während etwas von CD gelesen wird) sinkt die Leistung erheblich, da das langsamere CD-ROM die Festplatte bremst. Um dies und das Limit auf zwei Geräte zu umgehen, werden mehrere EIDE-Schnittstellen in einem System eingesetzt. In der Regel werden nur die Festplatten auf den ersten beiden vom BIOS unterstützt, ansonsten sind zusätzliche Treiber erforderlich.

SCSI ist das wesentlich stabilere und erweiterbarere Konzept: Der SCSI-Bus erlaubt den Anschluß von bis zu 7 Geräten. Auf mehrere Geräte kann verschränkt (interleaved; scatter/gather zugegriffen werden, d.h. die Festplatte kann Daten übertragen, während das CD-ROM-Laufwerk die richtige Position anfährt und die Daten in seinen Puffer liest. Neben Festplatten und CD-ROMs können bessere Streamer (Exabyte, DAT), MO-Laufwerke und Wechselplatten und sogar Scanner angeschlossen werden. Die externen Anschlüsse des SCSI-Bus sind standardisiert.

Ich empfehle dem ambitionierten Anwender SCSI, dem Normalbenutzer EIDE. Auch wenn man zunächst mit einer EIDE-Festplatte und/oder CD-ROM anfängt, ist dies kein Problem: EIDE- und SCSI-Geräte können problemlos in einem Rechner koexistieren. Man kann also später immer noch auf SCSI erweitern, ohne die bestehende Hardware entfernen zu müssen. Zumindest beim CD-ROM-Laufwerk kann man meiner Meinung nach auf EIDE (ATAPI) setzen, da der Preisunterschied eines SCSI-Laufwerks kaum gerechtfertigt erscheint. (Vierfach-Speed ist beim CD-ROM normalerweise ausreichend. Weniger wird ohnehin nicht mehr verkauft.)

Welche Größe nun eine Festplatte haben soll, da scheiden sich die Geister. Ich meine, zur Zeit ist eine Platte zwiwschen 1.6GB und 2.5GB ein guter Start. Zumindest bei SCSI sind IBM Festplatten eine hervorragende Wahl, allerdings ist die Liefersituation notorisch schlecht. For anspruchsvolle Anwender ist die IBM DCAS 4GB eine ausgezeichnete Platte (die Leistung typischer 7200rpm-Platten bei nur 5400rpm: leise, langlebig, schnell!).

Grafikkarte

Eine Karte mit 2MB sollte es schon sein. Ich empfehle in der Regel die Elsa Winner 1000/V+ 2MB. der S3 Trio64V+ Chip ist gut unterstützt, es gibt Treiber für Windows, OS/2 und XFree86. Die Geschwindigkeit ist für die meisten Anwendungen völlig ausreichend und der Preis ist moderat. An die Leistungsgrenze stößt diese Karte bei der Auflösung 1280×1024 wegen der maximalen Dot-Clock von 135MHz. Jedoch ist dies auch die Grenze der meisten bezahlbaren 17''-Monitore.

Anspruchsvollere Kunden werden in der Regel zur Matrox Millenium 4MB greifen. Die Dot-Clock hat ein Limit von 220MHz, was in jedem Fall ausreichend sein sollte, auch gute 21''-Monitore zu bedienen.

Monitor

Eng verknüpft mit der Auswahl der Grafikkarte ist die des Monitors. Während man früher für Textbildschirme mit 80×25 Zeichen locker mit einem 14'' Monitor ausgekommen ist, wünscht man sich für die modernen Fensterorientierten Betriebssysteme (Windows, OS/2, Linux/X11) einen größeren Monitor, auf dem man Auflösungen von 1024×768 oder 1280×1024 darstellen kann.

Wenn es die Platzverhältnisse (Tiefe etwa 55--60 cm) und der Geldbeutel gestatten, sollte man daher einen 17''-Monitor ins Auge fassen. Ansonsten muß eben ein 15'' Monitor reichen. Die typischen, gut verwendbaren Auflösungen sind 800×600 bei 15'' und 1024×768 bei 17''. Jeweils eine Auflösung höher ist möglich, aber die Schärfe stößt eben allmählich an ihre Grenzen. Entsprechend sind auch die Leistungsdaten dieser Monitore.

17"-Monitore mit nur 64kHz Zeilenfrequenz sind für hohe Auflösungen ungeeignet und sollten gemieden werden, 82kHz ist hier Minimum.

Ich habe mit CTX-Monitoren im wesentlichen guter Erfahrungen gemacht, das Pres/Leistungsverhältnis stimmt. Natürlich bin ich nicht ganz unparteiisch, weil ich einen CTX-Distributor in der Nähe habe.

1996 Karl Ewald, Hardware Software Beratung. Dies ist ein Informationsblatt für meine Kunden. Nachdruck und Vervielfältigung nur mit meiner Genehmigung.


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Karl Ewald, created: 20 Apr 1997, last mods: 04 May 1997